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TLZ-Trainerteam wird durch Artjom und Katharina Agamov prominent verstärkt!
Wenn man sich in der Leipziger Tennisszene umhört, ergibt sich ein klares Bild: Die meisten Spieler sehen im vor zweieinhalb Jahren eingeweihten Tennisleistungszentrum (TLZ) Espenhain keine unliebsame Konkurrenz, sondern eine wichtige Bereicherung. Denn zum einen fehlen in der Großstadt vor allem im Winter die so wichtigen Hallenkapazitäten. Zum anderen bieten sich für den Nachwuchs dank des privat finanzierten TLZ völlig neue Möglichkeiten, zumal sich Talenten in Leipzig (im Gegensatz zu Dresden) bislang kein Zugang zum Sportgymnasium bietet.
Die Talentsichtung und Nachwuchsarbeit sollen in Espenhain ab 1. September auf ein neues Niveau gehoben werden. Seit dieser Woche steht ein in Tenniskreisen bekanntes und bestens vernetztes Ehepaar auf der Anlage zwischen Leipzig und Borna in den Startlöchern – beide haben noch vor einigen Jahren selbst erfolgreich um nationale oder internationale Ranglistenpunkte gespielt.
Die Braunschweigerin Katharina Agamov (28) hat philippinische Wurzeln, sie schaffte es unter ihrem Mädchennamen Lehnert bis auf Platz 389 der Weltrangliste, spielte in Wimbledon und gewann in ihrer Karriere vier ITF-Turniere vom Range der vor zwei Wochen beendeten Leipzig Open. Ihr Ehemann Artjom Agamov (32) stammt aus Usbekistan, lebte nach der Flucht seiner Familie viele Jahre in Thüringen und Sachsen, wo er vor zehn Jahren Sachsenmeister wurde.
Beide ergänzen ab sofort das Espenhainer Trainerteam um TLZ-Chefcoach Bastian Trinker. Der 32 Jahre alte Österreicher war in seiner aktiven Zeit immerhin die Nummer 241 der Welt. Die von allen Experten gelobten Bedingungen in Espenhain besitzen also Anziehungskraft, obwohl das TLZ wegen der Pandemie gar nicht so häufig überregional in Erscheinung trat wie geplant. Artjom Agamov war als Coach schon zweimal in Espenhain, zuletzt vor zehn Monaten bei den deutschen U12-Meisterschaften. Er hatte gute Gespräche mit TLZ-Chef Dierk Scheinert, konnte sich einen Wechsel von der gut aufgestellten Akademie in Peine vorstellen, um in Sachsen etwas aufzubauen: „Wir haben hier die Chance, Tennis in Mitteldeutschland voranzubringen.“ Ein vergleichbares Zentrum gebe es in den neuen Bundesländern nicht.
„Zunächst müssen wir viel Werbung in eigener Sache machen, mit Kindergärten wegen Schnupperkursen reden. Denn viele Tenniseltern in Sachsen wissen von den Bedingungen in Espenhain noch nichts“, ergänzt Katharina, die sich wie in Braunschweig um die Vier- bis Zehnjährigen kümmern will. Ziel sei es, Talente zu finden und diese von Anfang auf technisch hohem Niveau auszubilden, statt mit 12 bis 14 Jahren die Technik umstellen zu müssen. Da sei mit Blick auf Spitzentennis der Zug oft schon abgefahren.
TLZ-Vorstand Tim Wittig glaubt, dass sich rund um den Hainer, Störmthaler oder Zwenkauer See sowie in Markkleeberg Familien angesiedelt haben, die eine durchaus kostspielige Tennisausbildung ihrer Kinder finanzieren würden. Zudem seien Kooperationen mit Schulen wichtig, denn ohne 10 bis 15 Stunden Vormittagstraining pro Woche gehe es nicht. „Wenn sich unsere Bedingungen herumgesprochen haben, kommen die Talente irgendwann von allein. Eine erste Anfrage gibt es jetzt schon von einer 18-jährigen Weltranglistenspielerin“, sagt Artjom Agamov, der dank der Bedingungen am TLZ der heutigen Generation die vielen Umzüge, die er als Jugendlicher erlebt hat, ersparen möchte.
„Ich bin wegen des Tennissports mit meinen Eltern alle zwei bis vier Jahre weitergezogen, weil die Bedingungen oder Trainingspartner nicht mehr ausreichten.“ Er kam erst mit zehn Jahren nach Deutschland, spielte in Rudolstadt, in Leipzig beim LTC am Sportforum. In seiner Zwickauer Zeit sei er von seinen Eltern vor der Schule um 5.30 Uhr zum Training nach Reichenbach gebracht worden. Am Sportgymnasium Dresden fand er Top-Bedingungen. „Als ich später vom Preisgeld leben wollte, funktionierte das nicht. Der Druck, ja nicht in der ersten Runde auszuscheiden, war zu groß, da bist du im Kopf nicht frei.“
Am Wochenende erleben die Agamovs in ihrer neuen Heimat Espenhain die Sommer Open – ein vor allem bei den Männern gut besetztes Turnier um 7000 Euro Preisgeld. Dann kämpft auch Akademie-Aushängeschild Aliaksandr Bulitski wieder mit um den Sieg – er war zuletzt bei den Leipzig Open im Finale und beim LSC-Masters im Halbfinale gescheitert.
Quelle: Leipziger Volkszeitung
Autor: Frank Schober
Foto: André Kempner